Miriellas Bastelstube
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Drei Brüder

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Beitrag von Miriel Sa Aug 19, 2017 11:54 pm

Kapitel 1
UNFERTIG

Warme Sonnenstrahlen fanden Lochweise ihren Weg durch die dichten Kronen des Laubwaldes. Unter einem besonders großen Baum, welcher weit über alle anderen hinauswuchs, gut unter den massiven Wurzeln versteckt, hatten sich zwei Katzen niedergelassen um die warme Sonne der Blattgrüne auf ihren Pelzen spüren zu können. Ein rötlicher Kater, welcher auf den Namen Cealan hörte, wurde vom weiß-gräulichen Bruder namens Quinn praktisch in Beschlag genommen. Dieser lag laut schnurrend halb auf seinem Bruder, hatte die Augen fest verschlossen und seinen empfindlichen Bauch nach oben gedreht.
'Es wäre ein leichtes ihn nun zu töten …' hörte Cealan seine eigenen Gedanken. Er hob gerade seine, mit Spitzen Krallen, bespickte Pfote an, um sie an die Kehle seines Bruders zu legen, da raschelten, die Äste ganz in ihrer Nähe. Quinn schien dies absolut nicht zu stören, Cealan jedoch zögerte sein vorhaben hinaus, war in der Bewegung erstarrt und starrte auf das Gebüsch, welches nicht noch kurz zuvor bewegt hatte. Es raschelte erneut und ihr gemeinsamer Bruder Yall kam, grimmiger Miene spielend, auf sie zu ertappt und blieb kurz vor den beiden stehen, das Bündel Kräuter in seinem Maul fallen lassend. Cealan ließ seine Pfote nun wieder sinken und sah seinen Bruder aus großen, Emotionslosen, Augen an. Auch Quinn schien nun seine Anwesenheit bemerkt zu haben, denn er sprang auf wie ein kleines Junge und schmiegte sich laut schnurrend an Yalls Brustfell. Der Leopardenkater verdrehte bloß die blassgrünen Augen und sah anschließend zu Cealan, während er Quinn mit einer Pfote von sich drückte, welcher jedoch weiterhin versuchte sich an seinen Bruder zu schmiegen und auf ihm herum zu Klettern.
„Was macht dein Bein?“ wollte er wissen. Cealan meinte in seiner Stimme einen seltsamen Ton zu hören und auch seine Augen funkelten merkwürdig. So sah er seinen Bruder selten. Bloß dann, wenn einer von ihnen verletzt war.
„Mein Bein erfreut sich bester Gesundheit. Mein Dank gehört alleinig meinem Bruder für seine außerordentlich gute Pflege, nachdem die Ratte im Ort an dem die Zweibeiner leben mich angriff.“ erwiderte Cealan in üblicher, leicht geschwollener, Sprechweise. Yall nickte bloß und besah sich dem Linken Hinterbein seines Bruders, während er zeitgleich mit Pfoten und Schweif weitere Kuschelangriffe seitens Quinn abwehrte.
„Du hast Glück das sich die Wunde nicht entzündet hat, hier in der Nähe scheint es keine große Klette zu geben und ohne diese hättest du dein Bein vermutlich verloren.“ informierte er den jüngeren nicht zum ersten Mal.
Cealan blieb ruhig, wie so oft. Er war nie ein Kater der vielen Worte gewesen, wenn er jedoch sprach, dann sprach er meist weise und stets die Wahrheit. Er hielt nichts davon seine Gedanken für sich zu behalten und sagte, wenn ihn etwas störte. Eine Eigenschaft die ihn bei vielen Katzen als unsympathisch markierte.

Quinn hatte es inzwischen aufgegeben sich an Yall zu schmusen und wollte wieder zu Cealan wechseln, doch auch dieser hielt den jüngsten der Bande auf Abstand, starrte Yall einfach in die Augen. Und dieser starrte zurück. Es war ihre ganz eigene Art der Kommunikation, eine die nur sie beide verstanden. Und als sich ihre ineinander verwobenen Blicke wieder lösten, hatte Quinn dazu angesetzt einem kleinen weißen Schmetterling zu jagen. Cealan legte seinen Kopf schief. Wie es wohl wäre einmal fliegen zu können, das frage er sich schon lange. Wie es wohl wäre schwerelos und frei durch die Lüfte zu gleiten, alles ganz klein unter sich zu sehen. Es wäre bestimmt ein schönes Gefühl. Wie dieses leichte Herzrasen, das er immer dann bekam, wenn er seine Brüder glücklich und wohlgenährt sah. Das Leben als Streuner war nicht einfach, sie hatten sich alles selbst beibringen müssen, keine Erinnerungen mehr an ihre Vergangenheit und auch die Abenteuer, die sie zusammen erlebt hatten, verschwammen immer mehr in ihren Köpfen. Als würden sie ganz langsam, Stück für Stück, vergessen, wer sie eigentlich sind. Denn mit ihrer Vergangenheit würden sie auch immer mehr von sich selbst vergessen, bis sie dann gar nicht mehr wussten, wer sie überhaupt waren.
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